IGEP e.V.: Im Gedenken an Rosemarie Czenskowski    –     am 11. Juni 2019

Rosemarie Czenskowski

Am 11. Juni 2019 ist Frau Rosemarie Czenskowski nach langer Krankheit verstorben. Die ehemalige Landwirtschaftslehrerin war im Jahr 1993 eine Mitbegründerin des IGEP.

Frau Czenskowski stammte aus Ostpreußen, ihr vor einem Jahr verstorbene Ehemann Erich erlebte seine Kindheit im oberschlesischen Leschnitz (heute polnisch: Lesnica) am Fuße des Annabergs unweit von Gleiwitz.

Als Anfang der 1980er Jahre in Polen große Not herrschte, sich die Gewerkschaft Solidarnosz gründete und anschließend das Kriegsrecht verhängt wurde, starteten aus Gerbrunn acht größere Transporte mit Hilfsgütern aller Art nach Leschnitz und weiteren Orten in Oberschlesien (Pless, Ratibor). Initiatoren dieser Hilfsaktionen waren die Familien Czenskowski (Stückackerweg) und Wolf (Sieboldstraße) sowie der damalige evangelische Pfarrer Dr. Behnk. Abenteuerliche, mehr als ganztägige Fahrten waren das damals über nur schwer zu passierende Grenzen. Als Beauftragte des IGEP kümmerte sich Frau Czenskowski vor allem um die Kontakte zu Leschnitz, mit dem im Jahr 2001 eine Partnerschaft geschlossen wurde. Sie und ihr Mann besorgten Quartiere in Gerbrunn für Gäste aus der Partnergemeinde und nahmen selbst gerne teil an Fahrten des IGEP nach Schlesien. Besonders lagen den Czenskowskis auch die Verbindungen und Besuche der katholischen Pfarreien beider Orte am Herzen. Das großartige Konzert des „Jugendblasorchesters Leschnitz“ am 30. Juni 2019 in der Gerbrunner Mehrzeckhalle hat Frau Czenskowski leider nicht mehr erlebt.

Sie war eine vorzügliche Köchin. Bei manchen Gelegenheiten konnten wir die Ergebnisse ihrer Kochkunst genießen, z.B. bei der jährlichen IGEP-Jahresversammlung. In der St. Nikolaus-Pfarrei organisierte sie jahrelang das Fastenessen, in der Adventszeit verkaufte sie wunderbar gebackene und verzierte Knusperhäuschen für einen guten Zweck.

Mit ihr nach Schlesien zu reisen, war stets ein schönes Erlebnis. Ihre Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit, verbunden mit ihrer ostpreußischen Sprachfärbung und ihrem Lachen, machten sie zu einer sympatischen, liebenswürdigen Frau, mit der man gern zusammen war.

Wir trauern, weil Frau Czenskowski gestorben ist, und danken ihr für ihren zwei Jahrzehnte langen Einsatz in den Beziehungen zu unserer Partnergemeinde Leschnitz.

Wir werden uns immer gern an Rosemarie Czenskowski erinnern.

Gerd Vettermann (1.Vorsitzender),
Ingelore Köhler (2.Vorsitzende),
Reinhard Kies (2.Bürgermeister)

Lebenslauf von Rosemarie Czenskowski

Rosemarie Ortrud Christine Czenskowski, geborene Hanau, ist am 19. April 1930 geboren worden. Sie wuchs in einem Schulhaus im ostpreußischen Balzershöven auf, welches ein kleiner Ort in der Nähe von Tilsit war. Sie wurde in eine Lehrerfamilie hinein geboren.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges im Spätsommer 1944, flüchtete sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren jüngeren Geschwistern Jutta, Wolfgang und Jörg zu einer Tante nach Oberfranken. In Kronach erlebten sie das Ende des schlimmen Kriegs.
In Bamberg schließlich, machte sie ihr Abitur und ging für eine Ausbildung in die Schweiz. Dort arbeitete und lernte sie auf einem Bauernhof in einem Dorf bei Luzern. Später studierte sie ländliche Hauswirtschaft in München und arbeitete von 1952 bis 1956 als ländliche Hauswirtschaftslehrerin in einer Schule in Arnstein.

1957 heiratete sie Erich Czenskowski und brachte vier Kinder auf die Welt: Britta, Holger, Anja und Stefan. In den sechzigern und siebziger Jahren arbeitete sie an verschiedenen Grundschulen im Bezirk Unterfranken als Lehrerin.

Rosemarie Czenskowski war dazu siebenfache Oma von Sarah, Florens, Julian Luca, Marius, Maximilian und Vincent gewesen. Ebenfalls war sie auch Uroma von Milena.

Rosemarie Czenskowski ist evangelisch-lutherisch getauft gewesen und fand, während ihrer Schulzeit in Bamberg, zum römisch-katholischem Glauben. 1953 ließ sie sich auch in Rom neu taufen und war eine sehr fromme und gläubige Frau gewesen.
Ihr Glaube war für sie ein fester Halt im Leben gewesen und war auch die Motivation, sich für andere ehrenamtlich einzusetzen.
Sie gründete den ökumenischen Hilfsdienst, war beim Chor der Musikfreunde die Vorsitzende gewesen und war auch in der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus vier Jahre lang Pfarrgemeinderätin gewesen. Dazu hat sie mindestens zwei Jahrzehnte lang immer auf dem Sommerfest der Pfarrgemeinde St. Nikolaus Langosch gebacken und selbstgemachte Rote Grütze für einen guten Zweck verkauft.

Ihr Ehemann stammte aus Leschnitz, einer Kleinstadt aus Oberschlesien. Als 1981 die kommunistischen Machthaber in der Volksrepublik Polen, auf Grund des stärkeren Einflusses der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność auf die Gesellschaft, das Kriegsrecht ausriefen, gingen Repressionen und Hungersnot einher. Rosemarie Czenskowski hatte selbst gesehen, wie wenig Lebensmittel und Kleidung es vor Ort zu kaufen gab.
Sie wollte den Menschen vor Ort helfen und hatte mit der Gerbrunner Familie Wolf, starke Unterstützung gehabt. Sie haben, gemeinsam mit den Gerbrunner Pfarrgemeinden St. Nikolaus und der evangelischen Apostelgemeinde, Hilfsgüter, wie Lebensmittel und Kleidung gesammelt und nach Polen gebracht.
Diese Hilfstransporte wurden von der Bevölkerung stark unterstützt.
Immer mehr Gerbrunner beteiligten sich an den Aktionen, die bis 1987 dauerten. In diesen Jahren entstanden viele persönliche Beziehungen zwischen Gerbrunnern und Leschnitzern, die zum Teil heute noch bestehen.
Daher setzte sich Rosemarie Czenskowski für eine Partnerschaft zwischen den Gemeinden Gerbrunn und Leschnitz aktiv ein.
Im Jahr 2001 hatte sie ihr Ziel erreicht: Gerbrunn schloss mit Leschnitz, sowie mit anderen Gemeinden, eine Ring-Partnerschaft. Rosemarie Czenskowski hat beim zuständigen Verein IGEP, diese Partnerschaft aktiv mitgestaltet. So hat sie beispielsweise Fahrten nach Leschnitz organisiert. Ebenfalls war sie sehr an den anderen europäischen Partnergemeinden, wie Themar in Thüringen, Černošice in der Tschechischen Republik oder Molsheim in Frankreich, interessiert.
Rosemarie Czenskowski hat sicherlich den europäischen Gedanken mit Leben gefüllt.

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