IGEP e.V.: Im Gedenken an Robert Wolf    –     am 12. Mai 2010

Robert Wolf

Die großen Europäer, Adenauer, Schuman, De Gaulle und wie sie alle hießen, sie waren die Visionäre. Zur Umsetzung ihrer Ideen aufgerufen aber waren und sind u.a. die Männer und Frauen an der europäischen Basis, diejenigen also, die sich in der Partnerschaftsarbeit engagieren. Einer von ihnen war Robert Wolf.

Als man sich 1993 in Gerbrunn anschickte, mit den Städtepartnerschaften Ernst zu machen, packte er spontan mit an. Ein Verein, der IGEP, wurde ins Leben gerufen und Robert Wolf übernahm den Vorsitz. Zutiefst davon überzeugt, dass »Europa« nicht nur ein wirtschaftspolitisches Gebilde sein kann, sondern nicht zuletzt auch kulturelle und versöhnende Aufgaben hat, drückte er dem IGEP seinen unverwechselbaren Sel auf. Weitblick, Toleranz, Offenheit, eine tief im christlichen Glauben verwurzelte Menschenfreundlichkeit und geradezu väterliche Züge bestimmten sein Handeln, als er den IGEP Schritt für Schritt ausbaute und gestaltete. Nicht nur in eine Richtung sollten sich die Gerbrunner Städtepartnerschaften orientieren, sondern nach Ost und West gleichermaßen. Die Menschen aus den Partnerorten sollten sich begegnen, sich verstehen lernen und Ressentiments abbauen.

In Gerbrunn stieß Robert Wolf mit solchen Vorstellungen vielfach auf offene Ohren, denn die Gemeinde war in den neunziger Jahren bereit, sich auf mehrere Städtepartnerschaften einzulassen. Fünf sind es schließlich geworden und mit Ausnahme von Themar fielen die Unterzeichnungen der Partnerschaftsverträge allesamt in Robert Wolfs Amtszeit als IGEP-Vorsitzender.

Zwei Anliegen waren es, die ihn besonders beschäftigten: Zum einen die Beziehungen zur polnischen Stadt Leśnica im ehemaligen Oberschlesien, zum anderen die Schaffung eines Platzes der Städtepartnerschaften in Gerbrunn.

Seine Zuneigung zu Leśnica hatte tiefe Wurzeln. Bereits in den frühen achtziger Jahren organisierte er – zusammen mit anderen Mitgliedern der beiden Gerbrunner Pfarrgemeinden – Hilfslieferungen in das vom politischen Ausnahmezustand geschüttelte Polen, genauer gesagt nach Leśnica. »Was macht eigentlich Robert Wolf?«, wurde man bislang immer wieder gefragt, wenn man nach Lesnica kam. Und meist folgte als Zusatz: »Grüßen sie ihn ganz herzlich von mir, er wird sich erinnern«. Es ist gewiss kein Zufall, dass einer der ersten Anrufe aus Leśnica kam, als sich die Botschaft von seinem Ableben verbreitete.

Das zweitgenannte Anliegen, die Schaffung eines Platzes der Städtepartnerschaften, vollzog sich in Gerbrunn mit einer gewissen Zähigkeit. Aber Robert Wolf hakte immer wieder nach, und der Erfolg blieb schließlich nicht aus. Mitte Mai wurde der Platz an der Gieshügeler Straße der Öffentlichkeit übergeben. Die Vorbereitungen dazu verfolgte er noch mit großem Interesse, erleben indes durfte er den Festakt nicht mehr. Seine weiterführenden Vorstellungen, den Platz als eine Art Begegnungsstätte zu gestalten, mußten aus finanziellen Gründen freilich zunächst auf Eis gelegt werden.

Bereits 2004 hatte Robert Wolf den IGEP-Vorsitz in jüngere Hände gelegt. Als Ehrenpräsident aber war er nach wie vor in die konzeptionelle Arbeit des Vereins fest eingebunden undstets präsent. Eine Vorstandssitzung ohne ihn konnte man sich lange Zeit nicht vorstellen. Mit seinem Ableben verliert Gerbrunn einen ebenso überzeugten wie überzeugenden Interpreten der auf christlicher Grundlage beruhenden Europaidee.

Peter Thiel

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